Darf man an Universitäten noch frei reden? Können Studierende und Nachwuchswissenschaftler überhaupt noch richtig streiten? Was bedeutet wissenschaftlicher Streit überhaupt? In der Diskussionsreihe disputatio academica (akademische Debatte) probieren wir es aus!
Universitäten sind ein spannender Kosmos: Während einerseits an den neuesten Entdeckungen und Technologien gearbeitet wird, wird andererseits jede strukturelle Änderung und jede Gesellschaftliche Entwicklung zunächst vorsichtig beobachtet. Das betrifft die ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen in besonderem Maße. Neben dem gemeinsamen Austausch mit allen wissenschaftlichen Disziplinen profitiert die Gesellschaft von der Miteinbeziehung und Informierung der Forschung und Lehre.
Hochschulen verändern sich. Veränderung ist ein stetiger Prozess, bei dem der Blick nicht streng nach vorne gerichtet ist; auch der Blick nach hinten ist lohnend. Daher blicken wir mit unserer disputatio academica inhaltlich nach vorne, methodisch aber zurück:
Wir wollen aktuelle und interdisziplinäre Fragen besprechen. Fragen unserer Zeit, auf die die Antwort noch offen ist. Fragen, an denen sich sowohl die Disputantinnen und Disputanten selbst reiben, in denen aber auch das Publikum noch offen ist. Wo bereits feste Meinungen gebildet sind, möchten wir einen neuen Blickwinkel anbieten und zur Selbstreflexion einladen.
Methodisch blicken wir zurück. An den spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Universitäten erhielten die Studierenden den Abschluss des Baccalaureus (heute als Bachelor bekannt), nachdem die drei Fächer Grammatik, Rhetorik und Dialektik bestanden wurden. Erst danach durfte das Studium fortgesetzt werden und die inhaltlichen Fächer Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie studiert werden. Gemeinsam bildeten diese Fächer die sogenannten Sieben Freien Künste.
Dazu kombinieren wir bei der Disputatio wir zwei etablierte Formate: Die Defensio und den British Parliamentary Style.
Die Defensio ist Teil einer akademischen Abschlussprüfung. Die Defensio ist eng mit den bei Abschlussarbeiten bekannten Kolloquia verwand: Die Prüflinge präsentieren eine Position, die von den Prüferinnen und Prüfern angegriffen wird. Die Prüflinge müssen ihre Position nun gegen diese Einwände verteidigen.
Beim British Parliamentary Style wird die Reigenfolge von Redebeiträgen vorgegeben. In kurzen Reden präsentieren Regierung und Opposition ihre Positionen, gehen aufeinander ein und versuchen, die Überlegenheit der eigenen Position zu zeigen.
Bei der disputatio academica treten je zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschafter aus insgesamt drei Disziplinen der Wissenschaft miteinander in den Austausch. Dabei werden die Vertreterinnen und Vertreter einer Disziplin der von ihnen zu vertretenden Position zugelost. Dabei kann es passieren, dass gegen die eigene wissenschaftliche Überzeugung argumentiert werden muss. Gerade dann zeigen sich dialektische Fähigkeiten in besonderem Maße.
An einem Abend werden zwei Fragen aus einem Themengebiet diskutiert.
Die nächsten geplanten Termine und Themen sind:
18.10.2022 Erinnerungskultur gestallten
15.11.2022 Digitalisierung der Arbeit
6.12.2022 Wissenschaft und Gesellschaft I
10.1. 2023 Wissenschaft und Gesellschaft II
Wir freuen uns auf euch!!